Als ich über Archeage berichtet habe, habe ich einige skeptische Vorhersagen über Black Desert Online geteilt, aber erst kürzlich konnte ich diese wundersame Welt des koreanischen Grinds live erleben. Der Start auf einem europäischen Server kostete etwa 32 Euro, die ich in Bitcoins über Steam bezahlt habe. Das hat eine gewisse Ironie, denn der Legende nach hat der Spielclient einen eingebauten Miner.
Der Mythos um den Miner hat keine wirkliche Grundlage, kommt aber nicht von ungefähr, denn die Prinzipien des Spiels und die Arbeit des Miners ähneln sich auffallend. Wenn du dich dafür entscheidest, deinen Computer auf diese Weise zu nutzen, werden beide rund um die Uhr in der Taskleiste angezeigt (wie du Black Desert in die Taskleiste minimierst, erfährst du am Ende des Artikels) und beanspruchen einige Rechenressourcen, während du etwas anderes machst. Leider ist es, wie beim Bitcoin-Mining, unwahrscheinlich, dass du Computerspiele spielen kannst, während Black Desert läuft.
Dies ist ein sehr kritischer Punkt und führt nahtlos zu der Schlussfolgerung, dass Black Desert Online kein Spiel ist, das man tatsächlich spielen kann, um etwas dafür zu bekommen. Im Gegensatz zu einem Bitcoin-Miner gibt Black Desert nicht nur nichts her, sondern erfordert neben Hardwarekosten und Stromrechnungen auch einen gewissen Kapitaleinsatz, der, wie im Fall von Granado Espada, mit dem vergeblichen Versuch einhergeht, die Verbindung des Spielers zum Spiel aufzubauen oder wiederherzustellen. In Granado Espada können deine Charaktere den ganzen Tag lang im Afk-Modus Mobs grinden. In Black Desert kann dein Charakter den ganzen Tag herumstehen und fischen oder Holz hacken. Deine Rolle beschränkt sich auf die gelegentliche Verwaltung des Inventars, und das Sinnvollste, was du mit dem Spiel zu tun hast, ist der Kauf von Outfits für deinen Charakter, Ausrüstung für dein Pferd und tausend andere Kleinigkeiten, von denen jede doppelt so viel kostet wie das Basisspiel selbst.
Die zweite kritische Schwachstelle von Black Desert Online ist die unheilbar tote Wirtschaft, in der man nicht wirklich die Dinge tun kann, die man gerne tun würde, sondern alle Aufgaben selbst erledigen muss. Du wolltest ein professioneller Koch werden? Dann versuche gar nicht erst, fortgeschrittene Küchenherde zu kaufen, sondern sei bereit, die Steine abzubauen, Arbeiter einzustellen, eine Werkstatt zu erwerben und eine Herdproduktion aufzubauen. Denn die hartgesottenen koreanischen Koryphäen haben es geschafft, in einem Spiel, das wie ein freier Sandkasten positioniert wird, eine sozialistische Wirtschaft mit festen Preisen zu errichten. Ja, du hast es nicht falsch verstanden oder bist einem Missverständnis zum Opfer gefallen - jeder Gegenstand und jede Ressource, die zum Verkauf angeboten und (hypothetisch) ersteigert werden kann, hat einen vorgegebenen Mindest- und Höchstpreis. Es ist nicht nötig zu erklären, was eine tote Wirtschaft in der Praxis bedeutet. Die kolossalen Geldsummen in den Händen der Bevölkerung, der totale Warenmangel, das alles ist Irrsinn, den man so schnell wie möglich vergessen möchte, weil er eben Irrsinn ist.
Obwohl die wichtigsten Punkte bereits genannt wurden, möchte ich kurz auf andere Aspekte des Spiels eingehen:
Grafik - 10 von 10 Punkten. Als Grafiksimulator sieht das Spiel hervorragend aus und die Charakterdesigns sind sehr gelungen.
Das Design der Städte ist nicht schlecht und ihre Bevölkerung scheint recht lebendig zu sein.
Sound - 5 von 10. Die Musik muss man spätestens nach einer Stunde Spielzeit abschalten, die Sprachausgabe für Nicht-Menschen nach zwei oder drei, die Effekte nach einer Woche (oder wenn man sich ernsthaft mit dem Crafting beschäftigt). Tatsächlich ist es das erste Spiel dieser Art, bei dem ich irgendwann alles bis auf die Umgebungsgeräusche ausgeschaltet habe.
Handwerk - 5 von 10. Das System ist höchst originell, vielschichtig und komplex, aber letztlich sinnlos.
Spielerhäuser sind 10 von 10. Du kannst so viele Häuser in Städten und Dörfern kaufen, wie es eine spezielle Ressource namens Beitragspunkte (BP) erlaubt. BP werden durch Quests und als Nebenprodukt des Kochens und der Alchemie verdient (kommerzielles BP-Farming erfordert das Kochen von Hunderttausenden von Mahlzeiten im afk - jeder tut es, auch du wirst es tun). In der Praxis dienen die BP nicht so sehr dem Bau von Häusern, sondern vielmehr dem Erwerb spezieller Punkte auf der Weltkarte, an denen du mit Sklaven Ressourcen abbauen kannst. Wenn du Häuser erwirbst, kannst du auch deine eigene Unterkunft einrichten. Die Wohnungen können zum Kochen und für die Alchemie sowie zum Tapezieren und Einrichten verwendet werden. Um einen Screenshot in einer gut eingerichteten Wohnung zu machen, musst du sie übrigens nicht kaufen, sondern kannst in die Wohnung eines anderen Spielers einbrechen und dort bleiben, bis dir langweilig wird.
Pferde - 9 von 10. Wenn es um Pferde als Transportmittel geht, ist Black Desert heute unübertroffen. Jedes Pferd hat seine eigenen Eigenschaften, seine eigene Stufe und seinen eigenen Rang, der aufgerüstet werden kann. Außerdem können die Pferde gezähmt und gezüchtet werden.
Die Handlung, Dialoge und Quests sind 1 von 10. Sei dir gewiss: Wenn du eine halbe Minute lang mit deinen Fingernägeln auf die Tischplatte trommelst und dabei die Wand anstarrst, ist der Story-Teil dieser Aktion genauso beeindruckend wie in Black Desert und den allermeisten anderen Spielen.
Das Preis-Leistungs-Verhältnis ist 5 von 10. Ich habe schon Schlimmeres gekauft und es stärker als bereut, als es bei Black Desert Online der Fall ist.
UPD: Um Black Desert Online in die Taskleiste zu minimieren, musst du eine Aktion durchführen, die für Neulinge nicht ganz offensichtlich ist - benutze Esc, um das Menü aufzurufen, suche die Option "Beenden" und klicke auf "Spiel beenden" im Menü, wobei du die Option "in die Taskleiste minimieren" aktivierst.
