
Wizardry ist, für diejenigen, die es nicht kennen, ein legendäres Name in der RPG-Geschichte. Die frühen Teile waren bahnbrechend mit ihrer komplexen Kosmologie, ihrem rundenbasierten Kampf und ihrer immensen Schwierigkeit. Wizardry 8, das im Jahr 2001 von Sir-Tech veröffentlicht wurde, baut auf diesem Fundament auf, behält dabei (anders als z. B. Ultima 9) die Seele der Serie bewahrt.
Zugegeben, die 3D-Grafik in Wizardry 8 wirkte schon 2002 ziemlich veraltet. Man bedenke, dass das Spiel nur wenige Monate vor Morrowind erschien, dessen Grafik damals bahnbrechend war. Selbst Summoner, das ein Jahr vor Wizardry 8 veröffentlicht wurde, fühlte sich ansprechender an. Im Prinzip war Wizardry 8 in dieser Hinsicht nur ein bisschen besser als Might&Magic 8 und TES 2: Daggerfall.
Aber Wizardry 8 ist weit mehr als nur eine Welt, die unter Umständen als hübsch bezeichnet werden könnte. Was dieses Spiel wirklich auszeichnet, ist seine Detailtiefe. Die Charakterentwicklung ist recht umfangreich und bietet eine Unzahl von Möglichkeiten zur Spezialisierung. Ob man nun einen allmächtigen Bischof, eine unaufhaltsame Walküre oder einen geschickten Ingenieur spielen möchte - die Möglichkeiten sind schier endlos.
Und dann ist da noch die Handlung. Wizardry 8 bietet eine offene und manchmal nicht-lineare Erzählung. Man spürt, dass sich die Entwickler viel Mühe gegeben haben, eine lebendige und glaubwürdige Spielwelt zu erschaffen, die man nicht einfach nur durchläuft, sondern in der man wirklich eintauchen kann. Die Charaktere, die man trifft, sind vielschichtig und haben ihre eigenen Motive und Ziele. (Man begegnet natürlich auch den Charakteren, die aus vorherigen Teilen der Spielreihe bekannt sind). Die Dialoge sind sehr intelligent geschrieben und bieten viele interessante Einblicke in die Geschichte und die Welt.
Wizardry 8 ist bekannt für seine umfangreichen Dialogbäume und die große Entscheidungsfreiheit der Spieler. Fast jeder NPC kann angesprochen werden, und die Reaktionen der Charaktere hängen von deren Persönlichkeit, Ausrichtung und Beziehungen ab. Entscheidungen beeinflussen nicht nur die unmittelbare Umgebung, sondern auch den Verlauf der Haupthandlung.
Das Kampfsystem von Wizardry 8 ist klassisch rundenbasiert und erfordert strategisches Denken und sorgfältige Planung. Die Gegner sind oft stark und unerbittlich, und es ist leicht, ein ganzes Team zu verlieren, wenn man nicht aufpasst. Darüber hinaus können die Charaktere gelähmt, verflucht, in Wahnsinn getrieben und in Angst versetzt werden sowie unter Krankheiten leiden. Aber gerade diese Schwierigkeiten machen den Kampf so befriedigend.*
*Zugegeben, Wizardry 8 bietet nur eine eher ungenügende Menge wirklich schwieriger Kämpfe, genauer gesagt gibt es zwei bis drei davon, der finale Kampf nicht mitgezählt.
Die verschiedenen Klassen und Fähigkeiten bieten eine enorme taktische Tiefe. Man kann seine Gruppe so zusammenstellen, dass sie auf verschiedene Situationen vorbereitet ist und unterschiedliche Strategien anwenden kann. Das Ausrüstungsmanagement ist ebenfalls ein wichtiger Faktor. Die Waffen und Rüstungen können durch Zauber verbessert werden, und man kann seine Gruppe mit Tränken, Zaubergegenständen und Schriftrollen ausstatten, um ihre Fähigkeiten zu verbessern.
Auf jeden Fall ist Wizardry 8 ein Meisterwerk des RPG-Genres. Es ist ein Spiel, das seine Zeit weit überdauert hat und auch heute noch für Fans des klassischen Rollenspiels ein Muss ist. Es ist kein Spiel für jedermann, keine Diskokugel wie Clair Obscur: Expedition 33 - es erfordert Geduld, Ausdauer und eine gewisse Bereitschaft, sich mit komplexen Systemen auseinanderzusetzen.
Insgesamt würde ich diesem Spiel die Wertung 7 von 10 geben - mit Abstrichen für die veraltete Grafik sowie dafür, dass ich es nicht für das beste Spiel des dritten Jahtausends, bzw. aller Zeiten halte.