Allods Online ist keineswegs ein neues MMORPG, denn es erschien bereits am Ende des ersten Jahrzehnts dieses Jahrhunderts. Obwohl das Spiel, wie viele Multiplayer-Projekte der Jahrtausendwende, offen als Killer von WoW positioniert wurde und sowohl die Stilistik als auch die Spielmechanik des weltberühmten MMORPGs übernahm, bot es dem Endnutzer eine mehr oder weniger einmalige Erfahrung.
Es gibt Menschen, deren Leben und berufliche Tätigkeiten so komplexe Herausforderungen und widersprüchliche Situationen mit sich bringen, dass sie nicht nach zusätzlichen Problemen in Spielen suchen müssen, die wiederum die Lösung für andere, ganz spezifische Probleme sind, sei es durch meditativen Grind oder eine gelungene Dramaturgie.
"Es ist nur ein Konflikt um Pixel, und die Pixel sind es nicht wert." "Ein neuer Rekord für den Kauf bloßer Pixel gebrochen." Solche Sprüche, die die Schlagzeilen der Boulevardpresse und die Kloake des gesamten Internets - den YouTube-Basar der selbsternannten kreativen Geldmacher - zieren, machen auf einige amüsante Fälle der ungeheuerlichen Faszination für die Vorzüge der virtuellen Welt aufmerksam, weisen aber, wie das Konzept der "rein kosmetischen Charakterverbesserungen", auf ein grundlegendes Problem hin.
Jeder moderne Großstädter oder Zögling der urbanen Kultur hat entfernte Bekannte - Menschen, die es geschafft haben, zu Bekannten zu werden und einen Eindruck zu hinterlassen, die aber namenlos sind, wie im Traum erscheinende Schatten. Diese fernen, sehr fernen Bekannten sind selbst wie wiederkehrende Träume, deren Legende sich nur im Rahmen der Trauminszenierung entfaltet und so einen Sinn ergibt.
Das Leben lehrt uns, dass auf ein in jeder Hinsicht ausgezeichnetes Spiel ein Dutzend unbrauchbare, bedeutungslose und uninteressante Projekte kommen, aber es passiert auch nicht jeden Tag, dass ein Juwel unter Bananen zu finden ist.
Der Wunsch nach Realismus, also nach einem möglichst realitätsnahen Spieleablauf, ist zwar kein systembildender Faktor in der modernen Spieleindustrie, lässt sich aber dennoch in bestimmten Nischen beobachten, nämlich in den Genres der Killerspiele und der diversen Simulationen.
Es ist schwer, ein Spiel zu finden, dessen Rezept weniger gewinnbringende Zutaten aufweisen würde als Kingdoms of Amalur: Reckoning. Entwickler und Publisher haben keinen Geheimnis daraus gemacht, dass sie das zukünftige Spiel des Jahrtausends entwickeln. Seltsamerweise entschied sich die Zukunft anders.
