Die Figur der weiblichen Draenei (W-Draenei), die dem begeisterten Spieler des MMORPG World of Warcraft im fernen und staubigen Jahr 2006 präsentiert wurde, löste sofort endlose Diskussionen in Expertenkreisen aus. Es gab zwei Meinungen bezüglich der Exegese der weiblichen Draenei: Die erste besagte, dass sie im Kontext des Geschlechtsdimorphismus der allgemeinen Draenei (A-Draenei) zu verstehen seien, während die zweite darauf bestand, die W-Draenei als eine völlig separate Kategorie zu betrachten, nämlich als eigenständige Spezies.
Nach dem ersten Ausbruch der Begeisterung, der mit der Einführung des neuen Charakters in der Erweiterung TBC (The Burning Crusade) einherging, erwartete den Spieler ein relativ langer Weg zu den Gebieten der Scherbenwelt. Zu jener Zeit zeichnete sich das Leveln durch eine moderate Geschwindigkeit aus, aber irgendwann kam der Moment, in dem man die Augen öffnen und auf eine seltsame Tatsache blicken musste, die bis heute gerne verschwiegen wird. Es geht nämlich darum, dass uns in der Scherbenwelt, wie zu erwarten war, authentische A-Draenei begegnen sollten (das nomadische Volk, zu dem der vom Spieler gesteuerte Charakter gehört und das im Exodar lebt).
Technisch gesehen sind die A-Draenei das Ergebnis der Entartung der Eredar, die nichts anderes als Dämonen sind. Den Verlust der früheren dämonischen Macht verdanken sie Velen, der Verrat beging und sich von Sargeras lossagte. Als Strafe wurden die A-Draenei auf den Status von Sterblichen herabgestuft und zum langsamen Aussterben verurteilt, was jedoch durch einen Pakt mit den Naaru - unheimlichen Wesen, die die Leere verschlingen und formal aus "reinem Licht" bestehen - verhindert wurde. Die Scherbenwelt wird zum Gebiet besonderen Interesses der Naaru, die wie Wespen zu einer süßen Nachspeise zusammenströmen. Es ist offensichtlich, dass zwischen ihnen und den Eredar eine angespannte Beziehung von fast physiologischer Anziehung besteht. In Anbetracht der weit verbreiteten Präsenz der Naaru in der Scherbenwelt müssen wir zwangsläufig zu dem Schluss kommen, dass es auf dem Gebiet der Scherbenwelt eine demografisch vielversprechende Rasse von authentischen A-Draenei geben muss.
Die Realität zerstörte jedoch alle Erwartungen. Wo sind wir hier gelandet und wo sind die A-Draenei? Natürlich haben wir die Legende von einem vollständigen Genozid, der angeblich von den Orks der Scherbenwelt begangen wurde, nicht geglaubt, da der "Pfad der Ehre", der angeblich mit den Knochen der A-Draenei gepflastert ist, auf der Höllenfeuerhalbinsel liegt, die jedoch nicht die gesamte Scherbenwelt ausmacht. Wir erinnern daran, dass die Scherbenwelt technisch gesehen ein System von Fragmenten einzelner Welten ist, und wenn die Knochen der A-Draenei heute nur in einem von ihnen liegen, dann mussten sie dorthin gebracht werden, was enorme, unverhältnismäßig große Arbeitsaufwände erfordert haben muss.
Auf unserem Weg treffen wir einige A-Draenei, aber sie sind weit davon entfernt, "Eingeborene" zu sein, wie Glühwürmchen im Vergleich zur Lampe. Anstelle von A-Draenei treffen wir überraschenderweise auf "Gefallene" oder "Kurenai", deren Aussehen jedoch anschaulich von der nächsten Degenerationsstufe zeugt. Wo sind also die A-Draenei hin?
Hier kommen wir zu einer seltsamen Tatsache: Die Kurenai-Frauen sind den W-Draenei identisch. Beide sind vollwertige W-Draenei. Warum hat sie die nächste Stufe der Entartung, von der die Kurenai betroffen sind, nicht erreicht? Diese Frage führt zu einer logischen Antwort: Die W-Draenei hörten nie auf, vollwertige Vertreter der Eredar zu sein, und dies bedeutet, dass alle W-Draenei tatsächlich Dämoninnen sind.