
Das erste der weltweit bekannten Computerspiele, in welchen der Spieler sein eigenes Haus bauen durfte, war wahrscheinlich "Ultima Online" (1997). Seitdem sind viele Jahre vergangen, doch das Konzept der Behausung wird immer wieder aufgegriffen und in zahlreichen Spielen umgesetzt. Eigenes Haus in einer Spielwelt zu errichten bedeutet für den Spieler nichts anderes als einen sicheren Stützpunkt zu haben, von dem aus sich das Abenteuer des Eskapismus weiterentwickeln kann.
Once Human
Das Spiel, in dem die Idee der Behausung des Spielers nahezu perfekt umgesetzt wurde, ist zweifellos "Once Human". Hier geht es um keine bloße Formsache, sondern tatsächlich um den Höhepunkt, der nur schwer zu übertreffen wäre.
Der Spieler kann in "Once Human" gleich zwei vollwertige Behausungen einrichten, von denen die eine in der eigentlichen Spielwelt gebaut wird, und die andere auf der persönlichen Insel, die eine abgesonderte Instanz darstellt. Dabei ist die gesamte Insel, die recht groß ist, vollständig bebaubar. Und was die Spielwelt betrifft, die gewaltige Ausmaße hat, darf das Haus des Spielers an jedem beliebigen Ort eingerichtet werden.
Beide Behausungen sind keine bloßen Dekorationen, sondern zugleich effiziente Produktionsstätten, wo zahlreiche Dinge hergestellt werden können. Unter anderem kann man hier Nutzpflanzen wachsen lassen und Tiere züchten.
Einziges Manko bezieht sich darauf, dass die Möglichkeiten zur Gestaltung des Hauses zwar überaus umfangreich sind, manche dekorative Optionen [wie Tapeten oder besondere Fenster und Türen] müssen jedoch durch Kauf im Spielladen freigeschaltet werden.
Enshrouded
Ein weiteres Spiel, das vergleichbare oder sogar noch bessere Möglichkeiten zur Gestaltung der Behausung bietet, ist "Enshrouded". Im Vergleich zu "Once Human" bietet dieses Spiel beträchtlich mehr Freiheit an, was an sich schon bemerkenswert ist, da wie gesagt "Once Human" nur schwer zu übertreffen wäre. So dürfen zum Beispiel Pflanzen und Bäume in "Enshrouded" nach Belieben, sogar völlig chaotisch platziert werden, was enormes Potential für künstlerische Raumgestaltung impliziert.
Die Bauwerke in "Enshrouded" dürfen aus verschiedenen Baumaterialien gebaut werden, deren Auswahl enorm ist. Darüber hinaus darf man die Baufläche terraformen, unterirdische Gewölbe bauen und Wasserbecken wie Teiche sowie Wasserfälle errichten.
Palia
Das dritte Spiel, das in diesem Wettbewerb teilnehmen darf, ist "Palia", wo es um friedliches Zusammenleben und Aufbau von Beziehungen mit NSCs geht. Hier gibt es zahlreiche Möglichkeiten zur Gestaltung eigenes Heimes. Das Manko des Spiels ist, dass die Spielwelt recht klein ausfällt, so dass man schnell das Gefühl bekommt, man befinde sich in einer Sackgasse.
Ansonsten versucht das Spiel, die Idee des gewaltlosen Handelns umzusetzen, und zwar erfolglos: Trotz der Tatsache, dass man in "Palia" keine Monster töten muss, betreibt man regelmäßig Jagd und fängt Fische, was das Spiel als ein Killerspiel einstufen lässt.
Das gleiche Manko erweisen auch sonstige Spiele, die das Konzept des angeblich gewaltlosen Handelns verkörpern sollen. Zu solchen Spielen zählt auch der Klassiker des Genres, "Stardew Valley".
Sonstige Spiele
Vor dem Hintergrund der oben aufgezählten Spiele, insbesondere was "Enshrouded" betrifft, kann die Umsetzung der Behausungen in sonstigen Spielen nur als dürftig oder fehl am Platz beurteilt werden. So gibt es sogar in "Granado Espada" eine Andeutung auf eigene Behausung, wo man Gärtnerei betreiben darf, doch diese fühlt sich völlig fehl am Platz an.
Das gleiche betrifft die Behausung in "Blue Protocol: Star Resonance" - man hat das Gefühl, es handle sich um keinen integralen Teil des Spiels, sondern um eine von Möchtegern-Modders gebastelte Erweiterung. Das Spiel ist an sich sehr anspruchsvoll, was die Ästhetik betrifft, und im Gegensatz zu chinesischen Fälschungen wie "Wuthering Waves" bietet es ein authentisches Anime-Erlebnis an*, doch die Behausung stellt hier eher einen Störfaktor dar, der nichts als Befremden hervorruft. (*Generell gilt es, dass sobald ein Spiel mit "Anime- oder Manga-Ästhetik" von Chinesen entwickelt wurde, handelt es sich um eine ekelerregende Fälschung - zu bemerken ist, dass es sich beim verlinkten Spiel zwar um keine Nachahmung der Anime-Ästhetik handelt, es ist jedoch eine Fälschung der chinesischen Ästhetik, vorgenommen von Schergen des faschistischen Staats).
In "Rift" und "TES Online" darf man zwar eigene Behausungen einrichten und einigermaßen frei gestalten, das hat jedoch keine Auswirkungen auf den eigentlichen Spielverlauf, wobei die Gestaltungsmöglichkeiten recht bescheiden sind. In "Black Desert Online", wo es angeblich um eine offene Welt mit unbegrenzten Möglichkeiten geht, kann man zwar zahlreiche Wohnungen anmieten, diese fühlen sich jedoch buchstäblich wie Mietwohnungen an.
Das Genre, das grundsätzlich sehr behausungsfreundlich ist, ist "Survival", wo man eine offene Welt erkundet und seinen eigenen Bauernhof errichtet, der zugleich Produktionsanstalt ist. Doch in den meisten Spielen des Genres geht es in erster Linie entweder um Überleben ["Icarus"], Erkundung, Produktion und Kampf ["Palworld"] oder um Interaktionen mit NSCs und den Aufbau von Hierarchien ["Medieval Dinasty"], was bedeutet, dass die Behausung eher als eine rein funktionelle Produktionsstätte behandelt wird, und kein Spielplatz, um Ideen zur künstlerischen Gestaltung umzusetzen oder Downshifting zu betreiben. Die gleiche Einseitigkeit betrifft die Behausungen in Spielen wie "Terraria", "Starbound" (vgl. Weltraum- und Raumfahrtspiele) und "Minecraft", wo es so gut wie keine beachtenswerte Ästhetik gibt. "Once Human" und "Enshrouded" vertreten zwar das Genre, stellen jedoch jeweils eine Ausnahme dar, da die beiden Spiele ästhetisch sehr anspruchsvoll sind.
Etwas abseits von allen Genres steht "Disney Dreamlight Valley". In diesem Spiel beschäftigt sich der Spieler zwar hin und wieder mit der Gestaltung eigenes Hauses, die Spielwelt verkörpert jedoch das Konzept der Hölle auf der Erde. Es geht buchstäblich um eine Simulation der Hölle, eines Tiefpunktes der gegeninitiatischen Fehlentwicklung der Welt von Qliphoth, und wer sein Haus in der Hölle baut, muss mit entsprechenden Konsequenzen rechnen.